Die in Zürich wohnende Multidisziplinarin bezeichnet sich selbst als Seiltänzerin und (Über-) Lebenskünstlerin, da sie ihre vielfältigen beruflichen Interessen mit Geschick und Leidenschaft jongliert. Besonders hingebungsvoll widmet sie sich der Fotografie. Du darfst gespannt sein auf ihre kreative Bildreihe, die das charmante Vintage-Ambiente von Jescas Zuhause einfängt und ihre Persönlichkeit unverkennbar widerspiegelt.
Jesca, magst Du Dich kurz vorstellen?
Jesca
Mein Name ist Jesca (ja genau, ohne „i“ und nein, das ist keine Abkürzung) und gehe meinen Weg nach Bauchgefühl. Es ist nicht immer der geradlinigste Weg, aber er hat mich bereits an viele spannende Orte geführt und rückblickend machen meistens alle „Stationen“ absolut Sinn.
Du bist Content Creatrice, Makeup Artistin, Texterin und PR Consultant. Wie sieht ein typischer Arbeitstag für Dich aus?
Jesca
Ich glaube das Typischste an meinem Arbeitsalltag ist, dass es absolut keinen typischen Tag gibt, und das geniesse ich unglaublich. Natürlich bringt das auch Herausforderungen mit sich. Wenn man auf so vielen verschiedenen Hochzeiten tanzt, muss man schauen, dass nichts untergeht und dass man den Workload meistern kann. Ich vergleiche mich jeweils mit einer jonglierenden Seiltänzerin, denn es braucht die notwendige Balance, auch, oder gerade wenn man permanent am Jonglieren ist. Mein Geheimnisrezept: To-Do-Listen mit Priorisierungen und Deadlines. Ohne funktioniere ich nicht.
Du hast Deinen eigenen Blog, auf welchem unter anderem die Kategorie "selbstständig werden” zu finden ist. Erzähl uns bitte unbedingt mehr dazu!
Jesca
Ja genau, mein Blog jesca.li …der ist leider in den letzten zwei Jahren stark zu kurz gekommen, weil mich die Arbeit und das Studium ziemlich in Beschlag genommen haben. Den Blog habe ich 2015 als Modeblog gestartet. Bald habe ich meine Themenfelder erweitert: Reisen, Lifestyle, Food. Aber irgendwann schien mir das alleine zu seicht. Also habe ich mit zwei Serien begonnen. Einerseits mit „Kleine Helden des Alltags“ (heute würde ich es gendern und es „Kleine Held:innen des Alltags“ nennen). Hier geht es darum aufzuzeigen, wie kleine schöne Gesten Grosses bewirken können. Ich habe rührende Geschichten aus der Community zugeschickt bekommen und auch über eigene Erfahrungen berichtet. Und dann mein Herzstück: „Selbstständig werden“. Das war während der Pandemie, als viele in meinem Umfeld sich beruflich neu orientierten. Irgendwie schien die Pandemie den Fokus der Menschen zu verändern. Da ich selbst fast 10 Jahre selbstständig erwerbend war, konnte ich einerseits aus dem Nähkästchen plaudern, andererseits wollte ich starke und mutige Frauen portraitieren, die diesen Weg am einschlagen waren oder bereits eingeschlagen hatten, um weitere Frauen zu ermutigen. In der Schweiz herrscht – beispielsweise im Vergleich zu den USA – eine ganz andere Mentalität. Hier wird man oft mit tausend Einwänden und möglichen Schreckensszenarien konfrontiert, wenn man dem Umfeld von seinen Plänen und Träumen zur Selbstständigkeit erzählt. Ich wollte mit der Serie einen neuen Ansatz wählen, weil ich viele tolle Frauen kenne, die es geschafft haben, um so weitere Frauen zu „empowern“.
Du fotografierst leidenschaftlich gerne. Wen oder was hast Du am liebsten vor der Linse?
Jesca
Beim Fotografieren vergesse ich die Zeit. Für mich ist es meine Art der Welt zu zeigen, wie ich sie sehe. Am liebsten fotografiere ich Menschen, Outdoor-Portraits. Gerade Menschen, die nicht gerne vor der Linse stehen. Hier ist die Herausforderung, sie möglichst natürlich und authentisch abzulichten, und zwar so, dass sie sich am Ende des Tages auch auf dem Bild gefallen. Und Architektur, sowie Hotel-Interiors. Mein zu Hause kann ich leider nicht so gut ablichten, hier fehlt mir die notwendige Distanz dazu.
Wie würdest Du Deinen Einrichtungsstil beschreiben?
Jesca
Definitiv eklektisch. Mit einer Tendenz zu kreativem Chaos – leider. Ich liebe Vintagemöbel, und Designklassiker aus den 50ern und 60er-Jahren, habe aber auch viele Erbstücke von meinen Grosseltern, alles kombiniert mit modernen, hochwertigen Pieces.
Hat sich Dein Einrichtungsgeschmack über die Jahre verändert?
Jesca
Mein Geschmack musste sich definitiv entwickeln und das war nicht allein budgetabhängig. Die Lehrmeisterinnen waren meine Reisen, die vielen verschiedenen Hotels die ich als Bloggerin aber auch privat besuchen durfte, mein Umfeld, meine beruflichen Tätigkeiten – zusammengefasst wohl das Leben selbst. Ich denke es kommt auch immer ein bisschen auf die Wohnung an, gewisse Stile passen besser zu modernen Wohnungen, andere besser zu einem Altbau.
Was inspiriert Dich bei der Einrichtung Deiner Wohnung?
Jesca
Die „Leinwand“ sprich die Wohnung selbst, aber auch der Lichtfall, der Schnitt der Räume, die Platzverhältnisse. Aktuell leben wir in einer Altbauwohnung. Das Wohnzimmer ist sehr geräumig, es bestand früher mal aus zwei Zimmern. Dafür sind alle anderen Räume schmal, dafür aber hoch. Wir mussten uns für die Küche, das Büro/Kleiderzimmer und das Reduit etwas Sinnvolles überlegen, damit wir den Platz und die Höhe effizient nutzen können und genügend Stauraum haben. So haben wir beispielsweise im Reduit eine Wand mit Malmbäck-Bilderleisten von Ikea bestückt, 6 Reihen à 4 Leisten, also 24 im Total, auf denen wir unsere Schuhe aufreihen.
Inwieweit ist Dein Zuhause ein Spiegel Deiner Persönlichkeit?
Jesca
Manchmal leider etwas zu sehr. Ich bin sehr kreativ, habe tausend Ideen und somit herrscht oft auch ein bisschen ein (zu) kreatives Chaos. Ich liebe einen minimalistischen Einrichtungsstil und Ordnung, aber irgendwie kriege ich es einfach selten so auf die Reihe wie ich es mir eigentlich wünschen würde. Die „Operation Ausmisten“ steht schon sehr lange auf meiner To-Do-Liste und der Druck steigt, denn wir sind vor 1 Monat Eltern geworden.
Was tust Du als erstes, wenn Du nach Hause kommst?
Jesca
Das ist eine gute Frage. Ich glaube nicht, dass ich ein Ritual habe. Meist versuche ich alles, was ich tagsüber mitgetragen habe zu verräumen, beispielsweise die Lunchbox, Snacks, die ich nicht gegessen habe. Danach setze ich mich an den Wohnzimmertisch und arbeite noch etwas. Und wenn unsere Katze zu Hause ist, fordert sie meist lautstark ihr Abendessen ein.
Welches Designerstück steht noch auf Deiner Wunschliste?
Jesca
Ein neues schönes Sofa. Ich weiss aber noch nicht genau, was mir vorschwebt. Es soll stylish, clean und dennoch bequem und funktional sein.
Welches Möbel wirst Du auch noch in 30 Jahren besitzen?
Jesca
Ich denke meine Freischwingerstühle, die ich mir kürzlich geleistet habe. Das war ein grosser Traum. Und mein Vintage-Röhrenradio; die Akustik ist einfach unbezahlbar. Ich möchte meinen Plattenspieler gerne damit verbinden, damit ich auch in 30 Jahren, wenn es nur noch digitales Radio gibt, dieses Musikerlebnis geniessen kann.
Was war Dein grösster Fehlkauf?
Jesca
Ich kann mich an keinen Fehlkauf erinnern. Jedes Möbelstück hatte bis anhin zu seiner Zeit seine Daseinsberechtigung und wenn die Zeit gekommen war, durfte es weiterziehen. Ich kaufe Möbel selten aus dem Affekt heraus, sondern überlege es mir gründlich. So konnte ich bis heute Fehlkäufe vermeiden.
Ihr seid ganz frisch Eltern geworden, herzlichen Glückwunsch! Hat der Familienzuwachs Eure Einrichtung verändert?
Jesca
Aktuell sind wir stark am Reduzieren, sind aber noch nicht ganz dort, wo wir hinwollen. Die Zwischenphase zwischen Status Quo und Ziel ist meist ein noch grösseres Chaos, da darf man sich nicht nervös machen lassen. Mittelfristig werden wir wahrscheinlich eine Wand ins Wohnzimmer einbauen müssen, und im hinteren Teil des Wohnzimmers unser Schlafzimmer einrichten. Hier habe ich schon ein paar Ideen, wie man das stilvoll und funktional gestalten könnte. Ich bin meist diejenige mit den Ideen, aber wenn es um die praktische Umsetzung geht, komm ich an den Anschlag. Zum Glück habe ich viele handwerklich talentierte Menschen in meinem Umfeld, auch mein Partner, aber oft müssen sie mich auch etwas „massregeln“, weil meine Ideen praktisch einfach nicht so gut umsetzbar oder zu teuer sind.
Was in Deinem Zuhause hast Du zuletzt verändert?
Jesca
Wir haben es babytauglich gemacht: Meine Kleiderkommode kam vom Wohnzimmer ins Büro und wir haben einen aufklappbaren Wickeltisch darüber angebracht. Die oberste Reihe der Schubladen wird nun unserer Tochter gehören, meine Kleider mussten weichen. Im Wohnzimmer haben wir einen süssen, etwas kitschigen alten Stubenwagen und im Schlafzimmer ein neues Beistellbettchen.
3 Vintage Entdeckungen
von Jesca
Schlicht, funktional und wunderschön
Eine Fusion aus organisch und grafischen Linien
Nostalgie-erweckend.
Verfasst von Leonie
Schon als Kind liebte ich es, mein Zimmer ständig umzuräumen, Wände zu streichen und meine Einrichtung neu zu gestalten. So entstand bereits früh meine Liebe zum Detail. Möbel mit Geschichte, Unikate und besondere Stücke, lassen mein Herz höherschlagen. So liegt es nahe, dass die Idee von Kurato mich sofort begeistert hat. Meine Leidenschaft zu Secondhand und Vintage, mit meiner Arbeit verknüpfen zu können, ist ein absolutes perfect Match.