Naëmi Rickenmann

Die 28-jährige Expertin für Kommunikation und Design wohnt am Fusse des Zürichbergs und lädt uns in ihre Wohnung nahe des Waldrands ein. Zweimal die Woche werden dort Gipfeli und Sauerteigbrot gebacken und im Quartier ausgeliefert. Ein Traum, den sich Naëmi im Sommer 2022 erfüllt. Backfans aufgepasst, denn Naëmi verrät uns ihre Tipps! 

Naëmi, magst Du Dich kurz vorstellen?

Naëmi

Ich wohne im Kreis 6 am Fusse des Zürichbergs, direkt am Waldrand in einer offenen und hellen Wohnung. Ein Glückstreffer, denn eine bezahlbare Wohnung an dieser Lage zu finden ist etwa so wahrscheinlich wie weisse Weihnachten: selten, aber nicht unmöglich.

Du liebst das Schöne und die Ästhetik - wer oder was hat Deinen Sinn für schöne Dinge am meisten geprägt?

Naëmi

Meine Mutter. Abgesehen davon, dass sie sowieso die beste ist (gerngscheh, Mami :)) hat sie ein Händchen für stilvolle und persönliche Einrichtung mit viel Charakter und kleinen Überraschungen. Sie hat mich und meine Geschwister schon als kleine Kinder an Vernissagen und Ausstellungen mitgenommen. Das hat mein Verständnis für Design nachhaltig geprägt.

Wie darf man sich Deinen Arbeitsalltag als selbstständige Expertin für Branding und strategische Kommunikation vorstellen?

Naëmi

Mein Arbeitsalltag ist extrem vielfältig und das ist genau das, was ich daran so liebe. 

Es gibt Tage, an denen meine Kreativität im Rahmen von Webdesign- oder Schreibprojekten gefordert ist. Und es gibt Tage, die eher kopflastig sind, zum Beispiel, wenn ich Analysen und Reportings erstelle oder administrative Aufgaben erledige. 

Meist aber ist es eine Kombination aus beidem. Und das ist gut so. Denn bei kreativen Prozessen kann es oft passieren, dass ich nicht weiterkomme und mich zuerst mit etwas anderem beschäftigen muss, bevor ich mit einem frischen Blick eine ganz andere Perspektive einnehmen kann. Was bei Blockaden auch hilft, sind Spaziergänge im Wald. Das mache ich fast täglich – auch ohne kreatives Inspirationsbedürfnis. 

In meinem Arbeitsalltag habe ich zudem das Privileg, mit sehr spannenden und diversen Menschen zu arbeiten. Kommunikation ist etwas sehr Persönliches. Und gute Kommunikation trägt den Kern dieses Persönlichen nach Aussen. Um das zu schaffen, ist ein enger Austausch mit meinen Kund:innen entscheidend. Denn so gelingt es mir, authentisches Storytelling zu machen oder ein Design zu erstellen, das die Kundin oder den Kunden widerspiegelt. 

Und zu guter Letzt backe ich zweimal die Woche Gipfeli und Sauerteigbrot, die ich im Quartier ausliefere. Das ist eine weitere Leidenschaft und für mich eine Art Meditation: Backen beruhigt und erdet mich.

Du hast es schon angedeutet, Dein Herzensprojekt ist Deine zweite Firma "Sauerteig Habasch". Was versteckt sich dahinter?

Naëmi

Sauerteig Habasch war ein Traum, den ich mir in diesem Sommer erfüllt habe. Ich liebe gutes Brot und Gipfeli und möchte das mit den Leuten teilen, die dies ebenso schätzen. 

Gleichzeitig möchte ich die Freude am Backen nicht verlieren, es soll ein „professionalisiertes Hobby“ bleiben. Deshalb habe ich meine Auslieferungen vorerst auf zweimal wöchentlich beschränkt.  

Jede und jeder, der/die gutes Brot und Gipfeli liebt, sollte auf meiner Website vorbeischauen. Allerdings liefere ich im Moment nur in die Zürcher Stadtquartiere Unterstrass, Oberstrass, Hottingen, Wipkingen und Fluntern. Denn Sauerteig Habasch ist eine One Woman Show und eine Erweiterung der Liefergebiete wäre im Moment aus Kapazitätsgründen nicht machbar. Ich mache aber selbstverständlich Ausnahmen für Einzelfälle – sofern ich nicht eine halbe Weltreise machen muss :).

Hast Du Tipps & Tricks, wie auch Backanfänger:innen ein luftiges Brot aus dem Ofen zaubern können?

Naëmi

Das wichtigste ist eine starke und aktive sogenannte Starterkultur. Ein Starter wird aus Mehl und Wasser angesetzt und regelmässig aufgefrischt (gefüttert). Dadurch entstehen Milchsäurebakterien und wilde Hefen, die, wenn der Starter dem Brotteig zugesetzt wird, für ein luftiges und aromatisches Brot sorgen, das erst noch gesund und gut verdaulich ist. 

Genauso wichtig ist Zeit und Geduld. Es wird nicht beim ersten Versuch klappen. Aber je mehr Wissen man sich über den ganzen Prozess aneignet, desto besser kann man einzelne Parameter verändern und ausprobieren, was am besten funktioniert.

Nebst Deinen zwei eigenen Projekten, bist Du Vizepräsidentin von der Gassenküche Speak-Out. Wie kamst Du dazu?

Naëmi

Vor vier Jahren war ich auf der Suche nach einer Möglichkeit, mich sozial zu engagieren. Oft aber war das mit meinem Job mit einem 100 % Pensum zeitlich nicht vereinbar. 

Schliesslich bin ich über eine Doku zu Surprise-Verkäufer:innen auf das Speak-Out gestossen. Die Gassenküche ermöglicht ein flexibles Engagement: Je zwei Freiwillige kochen mindestens einmal monatlich ein kostenloses Abendessen für ca. 40-50 Personen. Das war perfekt für mich, denn so konnte ich in ruhigen Monaten mehr kochen und in stressigen Zeiten seltener. 

Das Speak-Out ist mir ans Herz gewachsen und ich engagiere mich viel und gerne. Deshalb wurde ich vor zwei Jahren für das Amt der Vizepräsidentin angefragt und gewählt. So kann ich noch mehr gestalten und bei Prozessen wie z.B. der Vereinsgeschichte, die wir letztes Jahr veröffentlicht haben, mitwirken.

Welches Möbel wirst Du auch noch in 30 Jahren besitzen?

Naëmi

Meine Stehlampe Akari 10A des japanischen Designers Isamu Noguchi. Ich bin ein Fan aller Leuchten der Akari-Reihe, aber diese gefällt mir besonders. Ich liebe das schlichte Design und die Leichtigkeit. Und die japanische Handwerkskunst ist bewundernswert.

Wie würdest Du Deinen Einrichtungsstil beschreiben und hat er sich über die Jahre verändert?

Naëmi

Warm, einladend und vielseitig. Es ist mir wichtig, dass man meine Persönlichkeit in meiner Einrichtung wiederfindet, wenn man in meine Wohnung kommt. Daher darf es durchaus auch einzigartige Stücke haben. Gleichzeitig möchte ich, dass man sich bei mir zuhause wohlfühlt – ohne Angst, überhaupt schon aufs Sofa zu sitzen. 

Früher habe ich mich eher dem klassischen „Ikea-Scandi-Style“ bedient. Das soll nicht heissen, dass nun gar keine Stücke des schwedischen Möbelgiganten mehr bei mir zu finden sind – im Gegenteil – aber der typische Ikea-Look ist wohl nicht mehr da.

Welcher Raum Deiner Wohnung ist Dein liebster und weshalb?

Naëmi

Da ich „nur“ zwei Zimmer habe, habe ich gar keine grosse Auswahl :). Doch wenn ich mich entscheiden müsste, wäre es wohl das Wohnzimmer. Da verbringe ich viel Zeit auf dem Sofa und lese, schaue eine spannende Serie oder rolle die Yoga-Matte für ein Stretching aus, das ich seit einigen Monaten täglich mache. Mein Wohnzimmer ist gemütlich, das Schlafzimmer hingegen ist bewusst sehr reduziert gehalten, für einen möglichst ungestörten Schlaf. Im Sommer sitze ich auch gerne auf meinem Balkon – eine kleine Idylle mitten im Grün.

Gibt es einen Herzenswunsch, den Du Dir gerne bald erfüllen möchtest?

Naëmi

Ich würde gerne in den Iran reisen. Ob das so bald sein wird, bezweifle ich aufgrund der aktuellen Situation aber leider.

3 Vintage Entdeckungen

von Naëmi

Gemütlich – Die Lampe strahlt Wärme und Willkommenheit aus. Perfekt für dunkle Winterabende mit Freunden.

Classy – Ein schlichter Stuhl für ruhige Momente voller bewegter Gedanken.

Eyecatcher – Das Bild fällt auf. Ich würde es wohl noch mit einem Spruch versehen.

Entdecke Naëmis kreative Arbeiten auf ihrer Website oder besuche Sauerteig Habasch.

Bild von Verfasst von Leonie

Verfasst von Leonie

Schon als Kind liebte ich es, mein Zimmer ständig umzuräumen, Wände zu streichen und meine Einrichtung neu zu gestalten. So entstand bereits früh meine Liebe zum Detail. Möbel mit Geschichte, Unikate und besondere Stücke, lassen mein Herz höherschlagen. So liegt es nahe, dass die Idee von Kurato mich sofort begeistert hat. Meine Leidenschaft zu Secondhand und Vintage, mit meiner Arbeit verknüpfen zu können, ist ein absolutes perfect Match.

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